Zehn Bücher, von denen ich mir wünschte, dass Frauen sie gelesen haben.

Bildschirmfoto 2015-03-31 um 22.14.30Ruth Klüger hat vor Jahren mal einen Essay zu einem heiklen Thema verfasst: Frauen lesen anders. Das hab ich mir jetzt antiquarisch bestellt. Bin gespannt. Gekürzt findet man ihre Gedanken auch noch in einem älteren Beitrag der Zeit.

Sie spricht einen Aspekt in der literarischen Rezeption an, der meines Erachtens nur sehr selten betrachtet wird und mir schon immer etwas rätselhaft war: das Ungleichgewicht von männlichen Autoren, die über männliche Protagonisten schreiben, die mehrheitlich von Frauen gelesen werden.

Sicher, in der Literaturwissenschaft und der anspruchsvollen Literaturkritik gilt der Aspekt der Leseridentifikation mit dem Protagonisten als zweitrangig und dessen kritische Würdigung als verpönt. Er „wird uns“, wie Ruth Klüger schreibt, „als eine kindliche Vorstufe des reifen, kritischen Lesens ausgelegt.“ Doch in dieser Adoleszenz verharrt die Mehrheit der Leser, wie die Buchbesprechungen von uns Sonntags-Rezensenten auf amazon, LovelyBook & Co. offenbaren. Weiterlesen

Notizen zur Selbstbedienung (10)

Mehr Notizen zur Selbstbedienung

Alles nur ein großer Witz. Danke, Herr Kundera.

KunderaManche Wörter begegnen einem erst sehr spät im Leben. So ein Wort war bei mir „Resilienz“. Resilienz meint in der Psychologie die Fähigkeit, heftige Krisen und traumatische Erlebnisse bewältigen zu können. Diese Fähigkeit ist eine angeborene Eigenschaft, die jedoch auch stark von Umfeldern geprägt wird und sich angeblich auch ausbilden lässt.

ResilienzResiliente Menschen trotzen ihrem Schicksal. Gegen alle Widrigkeiten und Angriffe gelingt es ihnen ihre Werte nicht zu verleugnen und sich trotz aller persönlichen Tragik im Leben gut zu behaupten. So ein resilienter Mensch scheint mir angesichts seiner Biografie und dem zuletzt 2008 geäußerten Denunzianten-Vorwurf, der nie gänzlich entkräftet wurde, Milan Kundera zu sein.

Mehr noch, er hat seinen Humor nie verloren oder zumindest vor kurzem wieder gefunden. „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“ hat mich häufig schmunzeln und ab und an auch lachen lassen. Allein schon, dass er nach 15 Jahren schriftstellerischer Abstinenz dieses schmale Oeuvre von 144 Seiten herausbringt und auch noch als Roman bezeichnet, ist ein großer Witz – ein ziemlich gelungener, finde ich. Andere ziehen da bittere Mienen, wie Volker Weidermann, der in der FAZ schrieb: „Es ist aber leider langweilig, unlebendig, ausgedacht und leer. Die Herren sind Herren aus Papier, die gute Laune ist aus Büchern abgeschrieben, die Leichtigkeit ist tonnenschwer.“

Doch die Mehrheit der Feuilletonkritiker ist angetan oder gar begeistert wie ich. Weiterlesen

Dies ist ein Blog und (noch) kein Shop.

Banner_20Prozent_Home

Banner vom Schnäppchenfuchs

Erinnert sich noch jemand an das „Schaufenster am Donnerstag“? Man muss schon der Mainzelmännchen konditionierten Generation 40+ angehören, um dieses unsäglich biedere, jedoch damals offenbar erfolgreiche Werbeformat, das die Werbeagentur Lintas ausgeheckt hatte, im Original zu kennen. Woran ich mich aber nicht mehr erinnere: hat man sich darüber heftig echauffiert? Hat man sich empört, dass hier ein vertrautes Newsformat nun missbräuchlich als manipulatives Werbeformat hergenommen wurde? Wahrscheinlich hat man es. Betrachtet man es heute, versteht man weder, dass es eine Debatte Wert gewesen wäre, noch dass dieses Format tatsächlich 15 Jahre erfolgreich gewesen sein soll.

Bildschirmfoto 2015-03-23 um 23.51.02Dass Werbung schon immer nach einem trojanischen Pferd sucht, also einem Format, dem wir ein naives Vertrauen entgegenbringen, sollte sich heute bis zum letzten Konsumenten rumgesprochen haben. Und doch herrscht in den Kreisen der Medienkritiker noch immer die Auffassung von der (selbst verschuldeten) Unmündigkeit des Konsumenten vor. „Unmündigkeit ist (nach Kant) das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen.“

So ein anderer, der uns gedanklich auf die Sprünge hilft, ist aktuell z. B. Sascha Pallenberg (mobilegeeks). Denn er echauffiert sich – zuletzt auf einem Panel bei der Konferenz „Rock the Blog“, das Karsten Lohmeyer moderierte und später in seinem Blog Lousy Penney nochmals resümierte – über ein aktuelles Online-Medienformat, das die Digitalagentur SinnerSchrader ihrem Kunden E-Plus als effektives trojanisches Pferd empfahl und auch umsetzte: curved.de. Dieses Format, so Sascha Pallenberg, geriere sich als Blog, sei aber ein unlauteres Content-Marketing-Tool, ja eigentlich ein Shop von E-Plus, gerichtet an eine Zielgruppe, die man weitgehend als Evangelisten des digitalen Mobile Lifestyles bezeichnen kann bzw. etwas süffisant auch als „Digital Naives“.

Ist curved.de exemplarisch für die Zukunft des Content-Marketings oder gar des Publishings? Weiterlesen

Ein Offenbarungseid der verlegerischen Zunft: Louis Begleys Roman „Zeig dich, Mörder“

IMG_9931Ich bin noch immer fassungslos: 300 Seiten lang habe ich inständig gehofft, dass sich am Ende alles aufklären wird. Doch ich wurde bitter enttäuscht und hab mich furchtbar fremdgeschämt. „Die € 19.90 hättest Du dir sparen können, wenn Du mal auf die seriöse Literaturkritik gehört hättest.“ denkt jetzt sicher ein guter Freund, dem ich meine Lesevorfreude auf den neuen Begley bekundet hatte. Ja, das hätte ich zwar, doch wäre ich dann um eine weitere Einsicht ärmer:

Wo heute Suhrkamp draufsteht ist kein Suhrkamp mehr drin. Weiterlesen

The Party’s Over. Danke, Leipzig.

FullSizeRender_21Ich gehöre der Generation von „Sven Väth“ an. Der wird dieses Jahr 50 und ist noch immer eine Größe im Party-Geschäft. Mit ihm habe ich – ein bisschen Namedropping sei mir gestattet – vor 30 Jahren in meiner Geburtsstadt Frankfurt im angesagtem Club „Omen“ die Nächte durchgefeiert und am nächsten Morgen gemeinsam vor der Uni am späten Vormittag im Cafe Bastos gefrühstückt. Und, man mag es kaum glauben, wir unterhielten uns über aktuelle Bücher, die wir gerade lasen.

Generation der Tag- und Nachtschwärmer

Schon damals liebten wir es, das eine zu tun ohne das andere zu lassen: die Nächte mit Party bis zum Rauswurf und am Tage dann über Sten Nadolnys „Die Entdeckung der Langsamkeit“ zu schwärmen. Literatur war in meinen jungen Jahren ziemlich cool. Es gehörte zum „urbanen Lifestyle“ und – neben Rauchen – war auch Lesen in der Öffentlichkeit eine charmante Einladung zum Flirten. Heute ist Rauchen eher ein Ausschlusskriterium und Bücher mit viel versprechenden Titeln (z. B. Henry Millers „Stille Tage in Clichy“) in attraktiven Händen sind weitgehend Smartphones gewichen.

Statt roter Teppich eine liebenswerte Vera.

Doch bloß keine Wehmut, selbst wenn das auch für die derzeit populärste Literaturparty in Deutschland gilt: der Leipziger Buchmesse. Hier war auch jede Menge gute Stimmung, die eifrig per Smartphone verbreitet wurde. Und da ich das Glück hatte als Bloggerpate schon zur Eröffnungsfeier eingeladen zu sein, hatte sie für mich auch ein wenig Glamour. Zwar wurde kein roter Teppich ausgerollt, und das Blitzlichtgewitter blieb aus, doch dafür gab es Vera, die uns sehr herzlich in Empfang nahm und uns auch die Tage auf der Messe begleitete. Weiterlesen

Notizen zur Selbstbedienung (9)

Notizen zur Selbstbedienung (8)

Notizen zur Selbstbedienung (7)

Notizen zur Selbstbedienung (6)

Notizen zur Selbstbedienung (5)

Notizen zur Selbstbedienung (4)

Notizen zur Selbstbedienung (3)

Notizen zur Selbstbedienung (2)

Notizen zur Selbstbedienung (1)