Sara! Mir graut’s vor dir.

BuchtuberJa, die Buchtuberin Sara Bow und einige andere machen das klasse – die machen nämlich Kasse. € 800,– im Monat ist zwar nicht die Welt (mit Lippenstiften verdient man eigentlich besser), aber sie liebt halt Bücher. Da verzichtet man auch mal, wenn es der Sache dient.

Zu diesem Buchtuber Phänomen „Sara Bow & Co.“ hatte die SZ einen Artikel, nein besser ein Portrait veröffentlicht. Sympathisch und beruflich abgeklärt kommt die 21-jährige Bloggerin – also Generation von Ronja von Rönne – rüber. Und zweifellos hat sie digital-ökonomisch alles richtig gemacht. Respekt.

Deshalb hatte nicht nur ich gestern den Artikel auf Facebook gepostet, sondern allein in meinem Kreis auch zehn andere und es gab eine recht rege Reaktion darauf. Der Tenor war – etwas überraschend für mich – recht wohlwollend: Ist doch ok, lass sie doch. Es ist doch gut, wenn die überhaupt Bücher ins Sortiment nimmt. (Sie ist ja eigentlich Mode & Kosmetik Bloggerin) Und überhaupt, wenn es einem nicht gefällt, sollten sich mal die anderen Literatur-Blogger mit ihrer Anspruchshaltung was Besseres einfallen lassen. (Vielleicht so was wie Felix Wegener und Harald Link mit BOOKMARKS?)

„Die machen ja keine Buchkritik, die wollen ja nur empfehlen und verkaufen.“ war auch eine Rechtfertigung. Ähm ja, aber die Qualität der Urteile? Auf diesen Einwand gibt es umgehend eine erschlagende Antwort:

„Wer sagt denn eigentlich, was gute oder schlechte Literatur ist?“

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Bloggerparty bei Richard Gutjahr

King_Arthur_and_the_Knights_of_the_Round_TableAls Richard Gutjahr gestern seinen Blogbeitrag gepostet hatte, habe ich erst gezögert, den herrlichen Balsam für die Bloggerszene zu kommentieren. Tat´s dann aber doch:

Danke, so naheliegend das Thema bzw. die Frage ist, „Warum wir bloggen?“, so wird die Frage doch nur aus der Perspektive der eigenen Motivation beantwortet. Die ist denn – wie hier ja auch – oftmals eine sehr idealistische. Was jedoch wünschenswert wäre, ist auch mal die Konsequenzen des Bloggens zu diskutieren, die es für die Berufsschreiber mit sich bringt. Denn Bloggen ist ja Open-Source-Philosophie bei Inhalten. Und mit der selben blinden Begeisterung, mit der sich Open-Source-Entwickler zusammenfinden, um Software kostenfrei zu entwickeln, die ganze Wirtschaftszweige gefährden, tragen auch (kompetente) Blogger zunehmend dazu bei, dass der Wert von journalistischer Arbeit sinkt. Gerade weil zunehmend herausragende Qualität in Blogs geboten wird, macht dies den Berufsschreibern zu schaffen. Weiterlesen

Literaturkritik: Alles Willkür, oder was?

FeuilletonDie reflexartige Zustimmung auf Jörg Sundermeiers Lamento im Buchmarkt und im Freitag über den miserablen Status der heutigen Literaturkritik in den Feuilletons erinnerte mich doch sehr an die Debatte über die deutsche Bildungspolitik, ausgelöst durch einen naiven Tweet einer 17jährigen Gymnasiastin (Ein gute Zusammenfassung der Reaktionen auf Sundermeier gibt es bei Lesen-mit-Links) Beide Male kommen die Mahner aus der Ecke der Kulturpessimisten, die sich hartnäckig verweigern, das stetig anwachsende Angebot an Bildung, Informationen und Verbreitungsmöglichkeiten zu honorieren. Die altväterliche Sehnsucht nach Orientierung durch honorige Instanzen eint sie. Sie erachten die mediale Vielfalt als Tor zur Einfalt und sehen die Kultur ohne Vermittlung von anerkannten Kuratoren und Kritikern der Beliebigkeit ausgesetzt.

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Blog Dich reich!

Bildquelle 123rf

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Wer zufällig die vom ZDF Frontal21 inszenierte „Samwershow“ gesehen hat stolperte eventuell wie ich über eine Randbemerkung zur großen Bedeutung der Bloggerszene für Zalando. Ein paar Tweets gab es auch dazu, dass Zalando eine Liste von über 1000 Fashionblogger hätte, denen unter dem Kürzel (SEO) regelmäßig Einkaufsgutscheine zugesendet würden. Die lösen die dann ein und präsentieren ihre Erwerbungen dann kreischend oder auch seriös als „Must have“ und verlinken auf den Sponsor. So geht das heute.

Gerne wird ja in Marketingfachkreisen der „Case“ Zalando als lehrreiches Beispiel vorgestellt, wie man mit einer Millionen schweren Werbekampagne „Schrei vor Glück“ in kürzester Zeit einen „Big Player“ am Markt positionieren kann. Das Fallbeispiel löst derzeit das seit den 80ern ewig kursierende Beispiel Sixt ab. Zugegeben, Sixt war viel amüsanter. Doch dass Werbung amüsant sein darf, haben die Konsumenten zwischenzeitlich abgestraft.

Randbemerkung: Humorvolle oder gar geistreiche Werbung – Zalando ist allenfalls für eine spitze Zielgruppe „witzig“– war ein Phänomen des vergangenen Jahrhunderts. Es resultierte wohl daraus, dass meine Generation der Babyboomer Werbung echt cool fand. Erfolgreich war sie dennoch so gut wie nie, sowie auch heute ca. 95% der Werbung nicht erfolgreich ist.

Bildquelle 123rf

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Was nun die TV-Kampagne von Zalando betrifft, wird gerne unterschlagen, dass sie ihre massive Verbreitung einem sogenannten Media-for-Equity-Share-Programms mit ProSiebenSat.1 verdankt – also der Medienkonzern bekommt eine Beteiligung und stellt dafür eine Menge Werbeplätze zur Verfügung. Hätte Zalando die Werbung bezahlen müssen, hätten sie wohl abgelehnt. Denn Zalando ist eine Optimierungsmaschine (ähnlich wie amazon) und prüft alle Aktivitäten in Hinblick auf ihre Effizienz. Ein TV-Spot hat nach Angaben von Zalando 2012 die Klickraten auf ihr Portal durchschnittlich verdreifachen können. Das ist nun nicht wirklich berauschend und wäre für einen bezahlten Spot sicher nicht effizient genug gewesen.

Wer sich allmählich fragt, was hat dass nun mit Bloggen zu tun, den bitte ich noch um ein paar Sätze Geduld, wenn er gerne mit seinem Bloggen reich werden möchte.

Noch kurz zurück zum eigentlichen Zweck der massiven TV Werbung. Sie dient im wesentlichen dazu, ein Unternehmen deutlich größer erscheinen zu lassen als es ist. Denn sie erreicht eine Mehrheit von Menschen, die zwar nie bei Zalando einkaufen werden, die aber nach der massiven Kampagne jederzeit bestätigen würden, dass Zalando ein großes Unternehmen ist und wohl auch Marktführer in seinem Segment. Diese Wahrnehmung nun ist die wichtigste für alle Investoren. Das Unternehmen muss nicht primär wirtschaftlich sein und das Geschäftsmodell muss auch nicht unbedingt langfristig haltbar sein. Wichtig ist, man hat einen Platzhirschen geschaffen.

Ist das gelungen, geht es nun darum Kasse zu machen. Und ab hier kommen nun die Blogger ins Spiel. Üblicherweise findet der Verkauf solcher Unternehmen ja nicht öffentlich statt, sondern ein etabliertes, großes Unternehmen kauft den Laden und versucht ihn zu integrieren. Doch diesmal kündigt sich ein Börsengang an. Und an dem können nun alle teilhaben. Und ganz besonders die Blogger. Denn die haben – wie uns ja der Bericht des ZDF und der Wirtschaftswoche sowie auch viele andere Fachmedien bestätigen, enorm an Einfluss auf den Erfolg von eCommerce-Anbietern gewonnen.

Des Bloggers rechte Hand: sein persönlicher Finanzmanager. Bildquelle 123RF

Des Bloggers rechte Hand: sein persönlicher Finanzmanager. Bildquelle 123RF

Da heißt es jetzt noch schnell aktiv und reich werden. Zunächst sollten alle Blogger konsolidiert ein Blogging-for-Equity-Angebot an Zalando senden. Sollte hierfür die Zeit zu knapp werden oder sich Zalando nicht begeistert zeigen, dann bleibt der Blogger-Community später noch die Börse. Mit größtem Vergnügen können alle Blogger das Investment in Zalando regelmäßig hoch und runter schreiben bzw. bloggen. Alle erwerben sich zuvor entsprechende Aktienoptionen (keine Aktien, da ist der Hebel zu klein. Wem das zu kompliziert klingt, geht einfach mal zur Bank seines Vertrauens.) Dann bloggen alle mal gegen und mal für Zalando, (Backlinks, von denen es derzeit über 7000 geben soll, kurz mal kappen und – wenn der Kurs allmählich im Keller ist – wieder aktivieren.)

Mit jeder dieser konsolidierten Aktionen werden die Blogger reicher. Ich denke, zweimal im Jahr sollte das gut funktionieren. Und wenn die Blogger-Community dann mal professionell rangehen will, gründet sie einen European Blogger Hedgefond. Da können die Profis sogar tagtäglich Schwankungen nutzen, die die Bloggerszene auslöst.

Also, wer da nicht mitbloggt ist selbst schuld, wenn er in ein paar Jahren nicht auf der Forbesliste der Bloggermillionäre steht.