Ist das Zufall? In jüngster Zeit überzeugten mich – mit Ausnahme von Houellebecq – ausschließlich Gesellschaftsromane von Autorinnen. Zunächst Karine Tuil mit „Die Gierigen“ , dann Zoë Beck mit „Schwarzblende“ und jetzt auch Gila Lustiger mit „Die Schuld der Anderen“. Zudem gelingt letzteren auch noch die Kunst, ihre Erzählungen in eine überzeugende kriminalistische Rahmenhandlung zu packen. Daran ist ein Großer, Louis Begley, gänzlich gescheitert und auch der neue Martin Suter „Montecristo“ kann da nicht wirklich überzeugen.
Eine weitere Übereinstimmung findet sich in den Werken von Zoë Beck, Gila Lustiger und Martin Suter: die ermittelnde Hauptfigur ist jeweils ein Journalist. Angesichts der immer vehementer werdenden Medienschelte und des attestierten kontinuierlichen Verlust an Glaubwürdigkeit, könnte man vermuten, dass die Autoren einen Beitrag zur Verbesserung der journalistischen Reputation leisten wollten. Doch hat man die Romane gelesen, kann man die Vermutung wieder einpacken. Zwar gelingt es allen Hauptfiguren die miesen Komplotte gänzlich aufzudecken, doch die Konsequenzen daraus überzeugen nur Fatalisten.
„Ein Kriminalroman, der die Welt erklärt.“ ist das begeisterte Fazit von Denis Scheck über „Die Schuld der Anderen“. Da möchte ich einstimmen, doch muss ich einschränken, dass nur dem etwas erklärt wird, der kein unverrückbares Weltbild vor sich herträgt.