Hut ab – Wolfram Schütte (75) will es noch mal wissen: ein Start-Up für eine Literaturzeitschrift im Netz, das sich aus Stiftungsgeldern finanzieren und „Club-Beiträge“ erheben soll.
Einmal mehr wird hier eine „Marktlücke“ intendiert, die aus einem ebenso subjektiven wie sentimentalen Verlustgefühl resultiert: es gäbe immer weniger Literaturbeiträge in den etablierten Medien. Ja, warum wohl? Sicher nicht, weil die Medien diese nicht „produzieren“ wollten, sondern schlicht und ergreifend, weil die Nachfrage danach kaum besteht. Und das nicht erst seit Anbeginn des Internets. Auch zuvor wurde das Feuilleton immer von den anderen Ressorts alimentiert. Doch der damit gewünschte Gesamteffekt, auf den ich weiter unten noch mal eingehe, hat sich allmählich abgenutzt. Daran werden sicher nicht mal ähnlich charismatische Nachfolger auf Joachim Fest, Joachim Kaiser, Marcel Reich-Ranicki und Frank Schirrmacher etwas ändern.
Von Zeit zu Zeit ist es angebracht vor die Tür zu treten und mal ganz nüchtern mit weitem Abstand auf die Institutionen der Hochkultur im Allgemeinen und auf die der Literaturbranche und des Feuilletons im Besondern zu blicken.
Es gibt Branchen, die sind derart bemüht, ständig ihr Mantra der eigenen Notwendigkeit und Bedeutung vor sich herzutragen, dass man den Eindruck gewinnt, in ihr arbeiten nur Anhänger des Solipsismus. Besonders ausgeprägt ist dies in der Werbebranche und ebenso – auch wenn ihr der Vergleich sicher nicht behagt – in der Literaturbranche. Weiterlesen