Wo liegen die Grenzen unserer ethnischen Toleranz?

Foetus-Bild

by Wolfgang Moroder

Vor kurzem berichteten einige Medien über die Klage einer weißhäutigen Amerikanerin gegen eine Samenbank. Sie hatte versehentlich die Samenspende eines dunkelhäutigen Spenders erhalten und bekam eine dunkelhäutige Tochter, die heute drei Jahre alt ist. Im Artikel wird sie zitiert sie liebe ihre Tochter und für nichts auf der Welt würde sie das Mädchen hergeben. Doch eine farbige Tochter wäre nicht das, was sie gewollt habe. In ihrer gesellschaftlichen Umgebung gäbe es fast nur Weiße, sie sei somit als Außenseiterin stigmatisiert. Nebenbei bemerkt: sie lebt in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Die Klage wurde – vorerst – abgewiesen.

So weit, so gut, könnte man meinen. Doch mich hat dieser Bericht etwas vor den Kopf gestoßen. Denn er rührt an einem Umstand, der uns in mehreren Hinsichten ein moralisch-ethisches Dilemma veranschaulicht.

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„Liest Du noch Hesse?“

Hesse-BiografieDiese Frage – von einem Unterton begleitet, der einem sagen soll, dass man wohl beim Literaturgeschmack in der literarischen Adoleszenz stehen geblieben sei – stellt sich öfter, wenn Besuchern die 20bändige Hesse-Gesamtausgabe ins Auge fällt. Und ich gebe zu, dass ich sie zunächst aus Dankbarkeit an Hesse erworben habe. Doch auch der Wunsch, einiges wirklich mal wieder in die Hand zu nehmen, ist noch ernsthaft. Denn Hermann Hesse ist nun mal – neben Frisch, Salinger und Proust – einer der Schriftsteller, der mir den Zugang zu Literatur verschafft hat. Und damit steh ich ja nicht alleine. Eher wohl in einer sehr konventionellen Tradition vergangener und zukünftiger Lesergenerationen. Und ebenso konventionell scheint es zu sein, dass das Lesen von Hesse beginnend mit der Vollendung des 20sten Lebensjahr zunehmend belächelt wird. Warum eigentlich?
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