Greenwash Inc. – da hab ich wohl zu viel erwartet.

FullSizeRenderVielen Dank an den Dumont Verlag für eine persönliche Premiere. Manch einen wird es verwundern, doch dieses Buch ist das erste mir von einem Verlag unaufgefordert zugesandte, über das ich hier im Blog resümiere. Bislang habe ich alle Bücher erworben oder privat geschenkt bekommen, über die ich schreibe. Das war kein Credo von mir, sondern eher eine Hemmung, da mir die alte Schule anerzogen ist, sich für Gefälligkeiten anderer auch erkenntlich zu zeigen. Öffentlich bedankt hatte ich mich dann für den Erhalt über Facebook, auch, weil mir die Promotion um das Buch gut gefiel (siehe Titelbild).

Eigentlich sollte ich es dabei bewenden lassen. Denn mir liegt selten etwas daran, über Bücher und Autoren zu resümieren, die mich weder anregen noch aufregen konnten. In diesem Fall ist es jedoch etwas komplizierter.

Karl Wolfgang Flenders Debüt hätte ich aufgrund der gelungenen Buchgestaltung, seiner Verlagsherkunft, des Klappentextes und des Kollegen-Statements von Jan Brandt ziemlich sicher erworben:

„“Greenwash Inc.“ ist der Roman für alle, die glauben, mit Slowfood und Biokonsum die Welt verbessern zu können. Eat this!“

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„Wofür und wogegen schreibe ich an?“

Holtrop1Eine Frage, die ich zwar auch mir in aller Bescheidenheit ab und an stelle, jedoch für all jene, für die Schreiben Profession ist, ist sie eine zwingende Ausgangsfrage. Ist doch jedes Schreiben letztlich ein Plädoyer. Mal Anklage, mal Verteidigung bzw. Rechtfertigung. Deshalb Vorsicht vor denen, die vorgeben, uns nur berichten zu wollen. Niemand erinnert neutral, jeder ist zugleich Schöpfer und Richter seiner Anekdoten und Geschichten.

Lesen sollte deshalb immer von Skepsis begleitet sein, wenn wir es vorziehen, selbst zu einem Urteil zu gelangen. Ein Anspruch, dem wir jedoch häufig aus Bequemlichkeit nicht gerecht werden. Bequem, weil wir zum einen unsere Vorurteile nicht ständig in Frage stellen wollen, und zum anderen, weil wir kaum Autoren oder Medien wählen, die nicht mit unserer Haltung, unseren Werten, Idealen oder auch Ideologien in Einklang sind. Wir ziehen Bestätigungsliteratur nicht nur vor, sondern lehnen oftmals auch das Widersprüchliche kategorisch ab. (Selbst wenn wir uns damit konfrontieren, ist es uns kaum möglich nüchtern zu rezipieren.) Bei der Medienauswahl ist das offensichtlich, bei der Wahl der Autoren mag das nicht immer so augenscheinlich sein.

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Ach, in welch schlechter Gesellschaft wir uns doch befinden.

TransparenzgesellschaftByung-Chul Han, geboren 1959 in Korea, lebt seit mehr als 25 Jahren in Deutschland, promovierte über Heidegger und doziert heute als Professor für Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin. Vor kurzem stieß ich auf seinen Artikel „Das Smartphone ist ein Pornoapparat“ im schweizerischen „Das Magazin“.

Der Philosoph Byung-Chul Han ist der treffendste Kritiker unserer Art zu leben“ untertitelte die Redaktion seinen Artikel.

Zumindest ist er wohl derzeit einer der pessimistischsten Kulturkritiker. Seine Urteile über die Entwicklungen der Moderne sind durchweg vernichtend und kumulieren in einem – vielleicht nicht ganz Ernst gemeinten – Hinweis, „einer Öffnung“, zur Lösung des Dilemmas: „Idiotismus“.

Ich verstehe den Idiotismus positiv. Der Idiot ist der Nicht-Verbundene, der Nicht-Vernetzte. Er ist ein Häretiker, ein Außenseiter, der mit dem heutigen Konformismus radikal bricht.

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